Seit 20 Jahren steht Speedmaster in der Tischler- und Schreinerwelt für Zuverlässigkeit, Geschwindigkeit und Qualität in der Produktion von Möbelteilen. Selbst im heraufordernden Jahr 2020 war das Unternehmen äußerst erfolgreich und blickt dementsprechend optimistisch in die Zukunft. Geschäftsführer Günther Schweiger erklärt, mit welchen Strategien Speedmaster so erfolgreich ist und warum auch die Kantenverarbeitung per Laser einen wichtigen Baustein darstellt.
Wir konnten jeden Auftrag termingerecht liefern
möbelfertigung: Herr Schweiger, wir alle blicken auf ein außergewöhnliches Jahr zurück. Wie fällt Ihre Bilanz für 2020 aus?
Günther Schweiger: Mehr als positiv. Zwar verzeichneten wir zu Beginn des Lockdowns im April einen leichten Rückgang, doch davon war im restlichen Jahr nichts mehr zu spüren. Hingegen lag die Herausforderung darin, ob unsere Mitarbeiter uneingeschränkt arbeiten dürfen, ob überhaupt noch produziert werden darf und ob die Lieferkette aufrecht zu halten ist. Das waren die Fragen, die uns vor allem beschäftigten und für die wir auch Lösungen gefunden haben.
möbelfertigung: Also ging es Speedmaster nicht wie vielen anderen Unternehmen, die die Situation in Sachen Auftragseingang im letzten Jahr als eine Art "Achterbahnfahrt" beschreiben. Dabei fiel es teilweise auf ein absolutes Tief hinunter, um wenig später auf ein Rekordhoch zu steigen.
Günther Schweiger: Mit einer Achterbahnfahrt hatte dieses Jahr nichts gemein. Wie gesagt, außer zu Beginn des Lockdowns fuhren wir das komplette Jahr über mit einem Auftragshoch. Das ist zwar rückblickend sehr positiv, doch eine Planungssicherheit hatten wir natürlich das ganze Jahr nicht. Denn wir haben ja nur minimale Vorlaufzeiten für unsere Aufträge. Während die Logistikplanung unser täglich Brot ist, war dies auf Seiten der Personalplanung deutlich schwieriger für uns, hier die richtigen Weichen zu stellen. Aber auch das ist uns im Rückblick gut gelungen.
möbelfertigung: Also haben Ihre Lieferketten so gut funktioniert, dass Sie Ihre Zeiten einhalten konnten?
Günther Schweiger: Bei unserem Geschäftsmodell steht die Liefertreue an oberster Stelle. Denn zwischen Auftragseingang und Auslieferung liegen bei uns gerade mal 48 Stunden. Und so, wie sich unsere Kunden auf uns verlassen, müssen wir uns auch auf unsere Partner in der Lieferkette verlassen. Ob Platten, Kanten, Beschläge, sonstige Zukaufteile – es gab kaum Engpässe in den Lieferketten. Und unsere Partner zeigten höchste Flexibilität. Dementsprechend bin ich sehr stolz, dass wir jeden Auftrag termingerecht liefern konnten.
möbelfertigung: Wie ist aus Ihrer Sicht das Handwerk bislang durch die Pandemie gekommen?
Günther Schweiger: Ich denke generell gut. Die Möbelbranche – und somit unsere Kunden, die Tischler und Schreiner – hat volle Auftragsbücher. Das liegt zum einen an der Flexibilität des Handwerks, sich schnell auf neue Gegebenheiten einzustellen, zum anderen gab es wenig Einschränkungen für die Betriebe. So konnten sie zum großen Teil durchgängig arbeiten.
möbelfertigung: Sie fertigen industriell und hochmodern komplette Möbelteile und erfüllen dabei handwerkliche Qualitätsstandards – das Ganze innerhalb von 48 Stunden ab Werk. Wie sichern Sie die Qualität und welche Rolle spielen dabei schnelle und flexible Partner, beziehungsweise, was muss ein Unternehmen leisten, um Lieferant von Speedmaster sein zu können?
Günther Schweiger: Unsere Lieferanten müssen so flexibel und zuverlässig wie wir sein. Da wir nie wissen, wie unser nächste Auftrag aussieht, haben wir keine große Lagerhaltung vor Ort. Unsere Partner, die wir an Bord haben, garantieren uns deshalb die Verfügbarkeit und Logistik unserer Standardmaterialien im Sinne einer just-in-time Belieferung. Was schon seit beinahe 20 Jahren funktioniert. Natürlich ist das auch für die Lieferanten eine große Herausforderung, für uns das A & O unserer Geschäftsbeziehung. In logischer Konsequenz setzen wir auf vertrauensvolle und langfristige Partnerschaften.
möbelfertigung: Wenn ein Auftrag eingegangen ist und Sie diesen analysieren, gibt es anschließend die Möglichkeit dem Kunden Empfehlungen auszusprechen? Beraten Sie zum Beispiel bei der Materialauswahl bei Oberflächen, Kanten oder hinsichtlich anderer Elemente?
Günther Schweiger: Als Fachmann weiß der Tischler oder Schreiner genau, was er will. Speedmaster ist für ihn der Garant, dass die Produktauswahl up-to-date ist und die Produktion auf höchstem technischen Niveau erfolgt. Da 80 Prozent unserer Aufträge über den Online-Shop bei uns eintreffen, gibt es wenig Raum für Beratungsmöglichkeiten. Entscheidend ist: Das Produkt muss auf der Homepage von Speedmaster zu finden sein.
möbelfertigung: Ein langjähriger Partner von Speedmaster ist REHAU. Was sind für Sie hier die entscheidenden Argumente für die Partnerschaft mit dem Unternehmen und welche Produkte beziehen Sie?
Günther Schweiger: Bei REHAU stimmt für uns das Gesamtpaket. Die Parameter Zuverlässigkeit, Qualität und Geschwindigkeit, die wir erwarten, werden von dem Unternehmen genauso erfüllt, wie der technische Support bei neuen Materialien oder Fertigungsverfahren, ergänzt um eine unkomplizierte Reklamationsbearbeitung. Angefangen hat alles mit der Kante. Heute beziehen wir auch polymere Oberflächen und Schrankrollladensysteme von REHAU.
möbelfertigung: Weitestgehend verarbeiten Sie REHAU Kantenbänder mit der Lasertechnologie. Seit wann arbeiten Sie mit der Lasertechnologie und wie sind Ihre Erfahrungen?
Günther Schweiger: Die Einführung der Lasertechnologie war für Speedmaster ein Meilenstein in der Firmengeschichte. Bereits sehr früh, im Jahr 2012, haben wir uns entschieden, auf diese fortschrittliche Technologie zu setzen. Eine bahnbrechende und absolut richtige Entscheidung. Denn damit differenzieren wir uns klar von unseren Marktbegleitern und heben die Möbelteilefertigung für Tischler auf ein ganz neues Niveau, ohne dass diese einen teuren Maschinenpark selbst aufbauen müssen. Stand heute wird die Lasertechnologie bei uns auf zehn Kantenbearbeitungsmaschinen eingesetzt.
möbelfertigung: Wirkt sich die Technologie auf Ihre Arbeitsläufe und Kosten in der Produktion aus?
Günther Schweiger: Wer sich für die Lasertechnologie und die dazugehörigen Kantenbänder von REHAU entscheidet, entscheidet sich für ein Rundum-Paket.
Natürlich ist "Raukantex pro", also die Kante für die Laserverschweißung, etwas teurer. Doch auf der Fertigungsseite stehen als Pluspunkte ein stabilerer Prozess, weniger Verschmutzung der Maschinen – da eben keine Kleber verwendet werden – und somit weniger Stillstands- und Rüstzeiten. Wobei für den Kunden am Ende nur die Qualität des fertigen Möbelteils zählt. Eine Schranktür aus einem Guss – ohne Angriffsfläche für Schmutz und Feuchtigkeit – ist nicht nur optisch die beste Wahl, sondern bietet auch selten Grund zu Reklamationen. Eine Win-win-Situation für alle Seiten.
möbelfertigung: Lenken Sie bei der Auftragsbearbeitung den Fokus aktiv auf die Laserverarbeitung oder fragen Ihre Kunden bereits direkt danach?
Günther Schweiger: Alles, was wir in unserem Standardprogramm anbieten, wird automatisch in Lasertechnologie gefertigt. Das schätzen unsere Kunden. Die einzige Ausnahme sind Dekore im Außerstandardbereich, die mit PU-Klebern angefahren werden. Dabei handelt es sich aber um minimale Bedarfe. Und auch dafür hat REHAU jetzt eine Lösung parat. Mit der neuen Funktionsschicht namens "Raukantex plus" können wir in Zukunft auch bei Kleinstmengen in Sonderbreiten und -Dekoren eine TPU-basierte Funktionsschicht bestellen und damit auf die Lasermaschinen gehen.
möbelfertigung: Ihre Kunden sind Tischler und Schreiner, die natürlich oft individuelle und spezielle Kundenprojekte realisieren. Gibt es vor diesem Hintergrund bei Ihnen Anfragen hinsichtlich Kanten mit besonderer Feuchte- oder Hitzebeständigkeit oder besonderen Ausstattungen wie zum Beispiel mit einem antibakteriellen Schutz?
Günther Schweiger: Nein. Unsere Aufträge kommen aus dem klassischen Tischler- und Schreinergeschäft. Die von Ihnen genannten Anforderungen kommen eher aus dem Objekt- oder Ladenbau. Das ist weniger unser Klientel.
möbelfertigung: In welche Bereiche investiert Speedmaster mittelfristig besonders? Gibt es dabei Produktsegmente, mit denen Sie das bisherige Angebot ergänzen möchten?
Günther Schweiger: Wir richten uns vor allem nach den großen Trends der Möbelindustrie. Das sind für uns die Auslöser, die Dekorpalette zu erweitern oder neue Werkstoffe aufzunehmen. Gleichzeitig gilt jedoch aufzupassen, dass wir uns in unserem Portfolio nicht verzetteln. Denn unser Geschäftsmodell fußt auf der Schnelligkeit in der Lieferung. Je breiter wir uns aufstellen, desto komplexer werden die Anforderungen an die Lieferketten, den Maschinenpark, aber auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Produktion und Vertrieb.
möbelfertigung: Wird das Handwerk durch Unternehmen wie Speedmaster noch wettbewerbsfähiger gegenüber der Industrie und werden die Grenzen zwischen Handwerk und Industrie fließender?
Günther Schweiger: Ich denke, dass dies weiterhin zwei Welten bleiben werden. Die Industrie braucht große Volumen sowie hohe Vorlaufzeiten und folgt den weltweiten Trends der Möbelbranche. Das Tischlerhandwerk setzt auf Handwerkskunst, Individualität, Kreativität, Kundennähe und Schnelligkeit.
Speedmaster agiert genau in diesem Umfeld – als verlängerte Werkbank. Während sich der Tischler auf die Beratung, die Planung, den Verkauf und den Einbau konzentrieren kann, fertigen wir für ihn die perfekten, maßgenauen Möbelteile in der vorgegebenen Zeit. Das gibt dem Handwerk Kalkulations- und Planungssicherheit und spart dort hohe Investitionskosten in eigene Maschinen.
möbelfertigung: Zum Abschluss eine kleine Prognose: Was erwarten Sie vom Geschäftsjahr 2021?
Günther Schweiger: Die Rückmeldungen unserer Kunden sind durchwegs positiv. Ich rechne damit , dass wir uns im ersten Halbjahr 2021 auf ähnlichem Niveau wie im zweiten Halbjahr 2020 bewegen werden. Und auch für die zweite Hälfte blicken wir optimistisch in die Zukunft. Mit den richtigen Programmen und Dienstleistungen werden wir ein fester Partner des Handwerks bleiben und mit diesem unser 20-jähriges Jubiläum feiern.
Copyright möbelfertigung Ausgabe 1/2021
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