VOLANTE GmbH & Co. KG wurde 1998 als eigenständiges Unternehmen für den Innenausbau im Bereich Transportation gegründet und ist Systemlieferant für weite Bereiche des Innenausbaus von Schienen- und Straßenfahrzeugen. Projektarbeit wird hier großgeschrieben, um funktionale, genauso aber designorientierte Lösungen für das Interieur zu entwickeln und zu produzieren. Beim vorbeugenden Brandschutz gibt es in diesem Metier keine Kompromisse. Was das im Detail bedeutet, berichtet uns Dietmar Graml, Dipl.-Ing. (FH), Technischer Vertriebsleiter im Interview.
VOLANTE setzt auf RAUKANTEX FP (fire.protect)
Herr Graml, Volante ist eine feste Größe im Bereich der Schienenfahrzeuge für individuelle Interior-Lösungen. Worin liegen die Stärken Ihres Unternehmens?
Unseren Ursprung haben wir im klassischen Schreinerhandwerk mit allen Fähigkeiten, die für die Einzelanfertigung und Kleinserienproduktion wichtig sind. Diese Wurzeln haben wir in unserer 25-jährigen Geschichte nie gekappt. Doch wir haben uns weiterentwickelt und spezialisiert auf die neuen komplexen Fertigungsverfahren mit den hohen Spezifikationsanforderungen für Komponenten des Innenausbaus von Schienenfahrzeugen. Dabei sind wir flexibel und offen für Innovationen, beispielsweise für neue Materialien, als Maßstab für optimale Produkte mit hoher Qualität, Nachhaltigkeit und der unabdingbaren Normenerfüllung.
Bei der Fertigung von Einzelstücken und Kleinserien versprechen Sie Ihren Kunden eine individuelle Planung und Projektierung – was steckt hinter dieser Aussage?
Bauteile für den Innenausbau von Schienenfahrzeugen sind nie Standardmassenprodukte aus einem vorhandenen Produktkatalog. Es wird für jedes Neubau- oder Refurbishment-Projekt anhand der genau dafür geltenden Kundenwünsche das Design und die Technik des Produkts maßgeschneidert entwickelt. Dazu ist immer die klassische Projektabwicklung mit den Schritten: Konstruktion, Materialauswahl, Zertifizierung, Erstmusterfertigung und schließlich Abnahme mit Freigabeprozess mit anschließender „just in sequence“ Serienfertigung von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahren bei Großprojekten gefordert. Ein Beispiel hierfür sind unsere Schranklösungen für einige ICE-Serien der Deutschen Bahn.
Sie haben die Zertifizierung angesprochen: vorbeugender Brandschutz ist nicht nur im Hochbau ein großes Thema. Im Schienenverkehr liegt die Messlatte noch deutlich höher. Welche Klassifizierungen sind für Sie dabei Standard?
Um Bauteile für den Innenausbau von Schienenfahrzeugen liefern zu dürfen, muss in jedem Fall die dafür geltende aktuelle Brandschutznorm als Voraussetzung zertifiziert nachgewiesen werden. Welche Norm jeweils erfüllt werden muss, kommt auf das Einsatzland des Fahrzeugs an. Für Projekte im europäischen Raum ist seit 2016 die einheitliche EN 45545-2 der Maßstab. Abhängig von dem jeweiligen Fahrzeugtyp müssen die Materialien und Produkte dabei den Hazard Level 1, 2 oder 3 erfüllen. Das Gros der Projekte wird in HL2 durchgeführt. Diese Standards sind sogar strenger als die entsprechenden Normen in der Luftfahrt oder für Reisebusse.
Brandschutzlösungen sind meist sehr komplex und aufwendig in der Planung und Fertigung. Welche Kantenlösungen hatten Sie zuvor im Einsatz und welche Schwierigkeiten waren damit verbunden?
Um die Brandschutzanforderungen eines Bauteils umfänglich zu erfüllen, muss der Verbund aller Materialien zertifiziert sein. Bisher wurde dies für bei sichtbaren Kanten meist mit demselben HPL (Dekorlaminat), das für die Sandwichdecklagen zum Einsatz kommt, realisiert. HPL hat jedoch den großen Nachteil, dass damit keine engen Außen- und Innenradien an Bauteilen ausgeführt werden können. Zudem wird am Materialübergang der Flächen die meist dunkle Mittellage des HPLs als „unschöne“ Optik wahrgenommen.
Sie haben nun als Innovator und Entwicklungspartner unser neues Kantenband RAUKANTEX FP eingesetzt. Welche Prozessveränderungen und Erleichterungen waren damit verbunden?
Mit dem neuen Kantenband können nun Formen realisiert werden, die vorher nicht möglich waren. Wir nutzen das Material für Innenausschnitte in Sandwichelementen und können Innenradien von R8 – also 8 Millimeter Innenradius – umsetzen. Das ist nicht nur optisch die anspruchsvollere Lösung, sondern erspart uns auch das aufwendige Lackieren der Mittellagen der Ausschnitte, in der Regel von Sperrholz. Ein gelungenes Beispiel sind die Schränke „Albula“, die wir für eine Schweizer Bahn geliefert haben. Hierfür hat uns REHAU ein farblich abgestimmtes ABS-Kantenband mit brandhemmenden Eigenschaften für die Bauteile gefertigt.
Somit wurden Brandschutz und Design in Einklang gebracht?
Ja, das Hauptziel des verbesserten Designs, mit durchgefärbtem, flexiblerem Material, mit größerer Lebensdauer und Qualität der Kante bei zertifizierter Erfüllung der Brandschutzanforderungen wurde erreicht.
Mit Ihrer jahrelangen Branchenerfahrung haben Sie eine hohe Expertise im Bereich der Brandschutzlösungen für den Innenausbau. Wie sehen Sie die zukünftigen Brandschutzanforderungen auch im internationalen Umfeld?
Unsere Produkte sind weltweit in Personenzügen im Einsatz. Die hohen Anforderungen der Europäischen Norm EN 45545 für den vorbeugenden Brandschutz in Schienenfahrzeugen sind dabei der Maßstab auch für andere Gewerke und außereuropäische Länder. Wenn die Materialien diese Hürde überwunden haben, sind sie meist auch für andere Brandschutznormen und Anforderungen geeignet. Ungeachtet dessen sollte die Entwicklung der Materialien weitergehen, um noch höhere Level erfüllen und das Material vielfältig einsetzen zu können. Hier denken wir vor allem an die Zertifizierung für größere Baugruppen.