Ausgezeichnet. 10 Jahre polymere Oberflächen bei REHAU.

Am Markt gibt es zahlreiche Plattenhersteller. Warum also eine eigene Kollektion mit REHAU Oberflächen?

Bei den ersten Konzepten haben wir uns von zwei Ideen leiten lassen. Die eine liegt quasi in unserer DNA, unserem Pioniergeist, andere Werkstoffe mit Polymeren zu ersetzen und dem Produkt so manch neue, clevere Eigenschaft mitzugeben oder die Verarbeitung zu erleichtern. Die zweite war die logische Konsequenz für eine erfolgreiche Wachstumsstrategie für die Division Interior Solutions, der Weg von der Kante zur Oberfläche.

Wir haben uns von Anfang an auf ein spezielles Produktsegment fokussiert und wollten uns bewusst vom klassischen Volumengeschäft – sprich der klassischen Spanplattenindustrie – abheben. Unsere Idee fußte auf dem polymeren Laminat. Doch erst mit dem Prozess-Know-how des Verpressens von Trägerplatte und Laminat wurde daraus ein vermarktungsfähiges Produkt. In die Prozesstechnologie haben wir viel investiert und entwickelt, um eine reproduzierbare, farbgetreue und verzugsstabile Platte auf höchstem Qualitätsniveau zu erzeugen. Step drei war dann das fertige, laser-bekantete Möbelteil aus einem Guss. Mit diesem Dreiklang schafften wir den Markteintritt – international, heute mit den unterschiedlichsten Geschäftsmodellen, abhängig von den Bedürfnissen unserer Kunden in den verschiedenen Ländern. Egal ob für die industriell geprägte Möbelproduktion, das Handwerk und Händlernetzwerke für Bauteile oder sogar fertige Möbelmodule.

So eine große Herausforderung haben wir nur mit einem starken Team geschafft, das funktioniert nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Hier bin ich richtig stolz auf diese großartige Teamleistung. 

Was ist an diesem Material so besonders, dass wir den Sprung von der Kante hin zum kompletten Möbelkomponenten-Anbieter gewagt haben?

Wir bringen über das Kantenband bereits viele wichtige Voraussetzungen mit. Wir kennen Materialien und Prozesse in Produktion und Verarbeitung. Wir haben eine besondere Expertise in Sachen Farbtreue, Dekoreinstellungen, Kollektions- und Qualitätsmanagement. REHAU ist viel mehr als ein Lieferant, wir sind immer auch Servicepartner und Problemlöser und agieren mit unseren Vertriebs- und Technikteams vor Ort bei unseren Kunden.  

Diese Kompetenzen haben wir auf die Platte übertragen. Die Möbeloberflächen von heute haben nicht nur spezielle Eigenschaften, wie Glanzgrade, Antifingerprint-Beschichtung, Micro-Kratzbeständigkeit und vieles mehr. Jedes Feature braucht intern bei uns viel Erfahrung und Prozess-Know-how. Aber am Ende müssen alle Materialien immer unsere Kunden und Entscheider begeistern und beweisen, dass sie innovativ, fertigungs- und montagetauglich sind. 

Ganz wichtig ist bei diesem Produktspektrum, dass wir nicht nur in Industrievolumen denken, sondern auch dem Interior-Designer oder Schreiner die Möglichkeit geben, projektbezogen Kleinmengen zu bestellen. Logistisch ist das eine echte Herausforderung.

Bei der Kante folgen wir dem Design der Plattenhersteller. Bei der Oberfläche wollen wir auch Trendsetter sein. Wie gelingt es, die richtigen Wohntrends aufzuspüren?

Um ein Gespür dafür zu entwickeln, wohin die Reise geht, braucht es gute Netzwerke, aber ebenso Spezialisten in den eigenen Reihen, die die internationalen Möbelmärkte beobachten und die designaffinen Branchen wie Automotive, Mode oder Kosmetik screenen. Wir haben in der Zwischenzeit beides. So sind wir nicht mehr nur ein Follower beim Design, sondern auch Innovator und bringen seit einigen Jahren eigene Kollektionen auf den Markt. Dazu gehören die Farbkollektion „Passion for color“ wie auch unsere eigenen Produktweiterentwicklungen, wie unsere RAUVISIO crystal Deep Collection. Diese neue einzigartige Kollektion erweitert unser smartes Glas um eine neue, aufregende Komponente: einem subtilen metallischen Schimmer. Auch in dieser Hinsicht bin ich sehr stolz, dass wir von renommierten Design Awards immer wieder ausgezeichnet werden. Unsere jüngste Erfolgsmeldung ist der Red Dot Award für die Deep Collection in der Kategorie Product Design: Materials and Surfaces.

Welche Rolle spielt der Designverbund im REHAU Portfolio?

Es ist DIE übergeordnete Story. Denn wir übertragen nicht nur die Oberfläche auf die Kante, sondern auch auf andere Frontelemente wie den Rollladen oder Sockel- und Dichtelemente. Mit unserem holistischen Design haben wir einen echten USP bei unseren Kunden. Jeder, der schon einmal versucht hat, verschiedene Materialien in gleicher Farbe zu kombinieren, weiß, wie schwierig es ist, hier das „perfect match“ zu finden. Weiß ist eben nicht gleich weiß. Durch unseren Design- und Kollektionsverbund erleichtern wir unseren Kunden den Beschaffungsprozess – quasi in einem One-Stop-Shop. So sind wir bei jedem neuen Produkt gefordert, den Designverbund mitzudenken. Diesen Mehrwert würdigten auch die Entscheider des Red Dot Award, German Design Award sowie des Iconic Award: Innovative Interior für unsere Edelmatt Kollektion.

Nachhaltigkeit – wo steht die polymere Oberfläche hier?

Der Wandel in der Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit ist in vollem Gange. Es gibt hier viele spannende Konzepte. Doch die Käuferschicht muss sich diese auch leisten wollen. Wir fertigen per se qualitativ hochwertige Produkte, die für eine lange Nutzungsdauer bestimmt sind. Wir erfüllen alle Compliance-Regeln, achten auf die Unbedenklichkeit der eingesetzten Rohstoffe – für die Verpressung unserer Platten in Deutschland wird bereits 100 Prozent Ökostrom verwendet, weitere Länder werden wenn möglich nachgezogen, und wir reduzieren Verpackungen, wo immer es geht. Unsere klassische Möbelträgerplatte basiert auf einem Kern aus PEFC-zertifiziertem Holzwerkstoff, der mit polymeren Laminaten oder Schichtstoffen kaschiert wird. Mit RAUVISIO eco.fino haben wir bereits letztes Jahr ein Programm eingeführt, bei dem die komplette Platte zu 98 Prozent aus Rezyklat besteht. Weitere materialerhaltende Konzepte mit einer nahezu 100-prozentigen Kreislauffähigkeit stehen in den Startlöchern. 

Möbelindustrie oder Schreinerhandwerk, wo habt ihr die größten Fans? 

Wir haben Fans in beiden Lagern. Aufgrund der hohen Industrialisierungsquote läuft in Zentraleuropa unser Volumengeschäft über die Möbelindustrie, und hier vor allem die Küchenindustrie, die unsere Oberflächenprogramme mittlerweile fast alle aufgenommen haben. Genauso wichtig ist für uns aber natürlich auch eine breite Abdeckung im Segment Handel und Schreiner, hier sind wir auf einem sehr guten Weg.  

Weltweit gesehen haben wir unterschiedliche zielgruppenorientierte Geschäftsmodelle und Kollektionen aufgebaut, so dass wir für jedes Land ein eigenes Bild zeichnen müssten. Ob Händler, Schreiner, Interior-Designer oder Distributor hängt immer vom Markt, seinen Verteilstrukturen, den Maschinenparks sowie der vorhandenen Kaufkraft ab.